04. und 05.06.1942: SCHLACHT UM MIDWAY
Am 4. und 5. Juni 1942 fand eine der entscheidenden Schlachten im Pazifikkrieg statt.
Eine solche Entscheidungsschlacht war von den Japanern mit voller Absicht angestrebt worden, um die USA an den Verhandlungstisch zu zwingen.
Keine 6 Monate zuvor hatten die kaiserlich-japanischen Streitkräfte eine massive Großoffensive im Pazifik gestartet.
1941 hatten die Allliierten, allen voran die USA, das rohstoffarme Japan unter ein Embargo gesetzt, dass deren Ölreserven in wenigen Monaten aufgebraucht hätte.
Japan entschied sich zum Handeln und griff an. Ziel waren die rohstoffreichen Kolonien der Alliierten: Die von den USA kontrollierten Philippinen, die von den Niederländern beherrschten indonesischen Gebiete (alte Bezeichnung: Java) und natürlich die von den Briten besetzten Kolonien mitsamt ihrer mächtigen Festung Singapur.
Nach dem Ausschalten der US-Flotte in Pearl Harbor eroberte das Japanische Kaiserreich in wenigen Monaten große Gebiete in China, wobei Burma, Hongkong, Britisch-Malaya mit der als unbesiegbar geltenden Festung Singapur, die niederländischen Kolonien in Indonesien, Neu-Guinea, Guam, die Marianen, Wake Islands, Marshal Islands und die Gilbert Islands.
Mit dem verheerenden Luftangriff auf das australische Port Darwin wurde dieser wichtige Stützpunkt ebenfalls ausgeschaltet.
Thailand war Verbündeter der Japaner und das von Vichy-Frankreich regierte Indochina ebenfalls unter Kontrolle des Kaiserreiches. Somit hatte Japan erste Kriegsziel erreicht, sich ausreichend Rohstoffe zu sichern, um sich versorgen zu können.
Aber den Japanern, allen voran Großadmiral Yamamoto war klar, dass sie einen langfristigen Krieg gegen die USA aufgrund dessen wirtschaftlicher Überlegenheit unmöglich gewinnen konnten.
Daher plante man, die USA in eine Entscheidungsschlacht zu zwingen und diese zu gewinnen. Auf diese Weise sollten die USA, so wie einst das Russische Kaiserreich nach dem entscheidenden Sieg der Japaner 1905 in der Seeschlacht von Tsushima, zu Verhandlungen gezwungen werden.
Ziel waren die Midway-Islands. Die beiden Inseln des Atolls waren stark befestigt und verfügten über jeweils einen Flughafen.
Yamamoto plante, die US-Träger in diesen Kampf zu locken und zu vernichten.
Allerdings rechnete er nicht damit, dass die USA den japanischen Code entschlüsselt hatten und sich entsprechend positionieren konnten.
Der Ausgang der Schlacht von Midway ist bekannt - allerdings möchte ich den zeitlichen Ablauf und die jeweiligen Luftkämpfe beleuchten.
Die Japaner setzten die Kido Butai ein - ihre Elite-Trägerflotte. Diese hatte im Dezember 1941 Pearl Harbor angegriffen und war seither von Sieg zu Sieg geeilt.
Unter anderem war die Kido Butai an folgenden siegreichen Operationen beteiligt:
Bis zur Schlacht um Midway vernichtete die Kido Butai
Ursprünglich bestand die Kido Butai aus 6 Flugzeugträgern, aber aufgrund kürzlich stattgefundener Gefechte waren zwei der modernsten Träger, die Shokaku und Zuikaku, zu Instandsetzungsarbeiten abgezogen worden.
Somit verblieben noch vier Flugzeugträger:
Zusätzlich stellten die Hiryu und die Soryu je 3 und die Kaga und die Akagi je 6 A6M2 Jäger, deren Aufgabe in der Verteidigung des Luftraums über den Trägern bestand.
Vizeadmiral Nagumo hatte von Großadmiral Yamamoto den Befehl erhalten, mit der Hälfte seiner Luftstreitkräfte Midways anzugreifen, während die andere Hälfte zurückgehalten werden sollte, um die US-Träger nach deren Entdeckung zu attackieren.
Am 04. Juni 1942 starteten 108 Flugzeuge zum Angriff auf Midway.
Allerdings entdeckte am 04. Juni 1942 um 05:32 Uhr ein amerikanischer PBY-Flugboot-Aufklärer die japanische Trägerflotte und kann Midway vorwarnen. Anders als beim Angriff auf Pearl Harbour war somit der japanische Überraschungsmoment verloren.
Die US-Amerikaner starteten sämtliche auf Midway stationierten Flugzeuge.
Die Bomber sollten die japanischen Träger angreifen, während die 24 Jäger, bestehend aus 18 Brewster Buffalo und 6 F4F Wildcats Midway verteidigen sollten.
06:20 bis 06:50 Uhr: Japanischer Angriff auf Midway
Die 24 US-Jäger versuchen vergeblich die angreifenden japanischen Bomber zu attackieren. Sie werden von 36 A6M2 Zeros abgefangen. 13 Buffalo und 2 Wildcats werden abgeschossen.
Die Japaner greifen zunächst mit B5N2 an, welche mit 800kg Bomben gegen Bodenziele ausgestattet sind. Danach folgen die D3A1 Sturzkampfbomber.
Die Japaner verlieren durch die Luftkämpfe und durch die Flugabwehr insgesamt 11 Flugzeuge.
Verlust-Bilanz: 13 von 18 Buffalos und 2 von 6 Wildcats werden abgeschossen. Die Japaner verlieren insgesamt während des Luftangriffs 11 Flugzeuge.
Am Boden werden zahlreiche Einrichtungen vernichtet. Allerdings beurteilt der Einsatzkommandant, dass die Startbahnen nicht ausreichend beschädigt wurden, um Midway außer Betrieb zu nehmen und fordert einen zweiten Luftangriff an.
Nagumo stand nach Eingang dieses Funkspruchs nun vor dem Dilemma zu entscheiden, ob er entgegen dem Befehl von Yamamoto die zweite Hälfte seiner Maschinen auf Bodenangriffe umrüsten und starten sollte oder ob er auf die zurückkehrende erste Angriffswelle aus Midway warten sollte. Er entschied sich für die erste Option und gab den Befehl, die Bomber von Torpedos auf 800kg-Bomben gegen Landziele umzurüsten.
07:00 bis 08:40 Uhr: Erster Angriff der Midway-Luftstreitkräfte
6 TBF-Avenger Torpedobomber der US Navy greifen die Hiryu an. Der A6M2-Jagdschutz schießt 4 dieser Torpedobomber ab, bevor sie zum Abwurf des Torpedos kommen. Der Hiryu gelingt es, den zwei abgeworfenen Torpedos auszuweichen. Eine weitere TBF wird nach dem Abwurf von den Zeros abgeschossen.
4 zweimotorige B-26-Bomber der US Air Force, welche ebenfalls mit Torpedos ausgerüstet worden waren, führen ihren Angriff gegen die Akagi durch. Zwei dieser Bomber wurden vor dem Torpedoabwurf abgeschossen, die anderen beiden verfehlen ihr Ziel. Eine B-26, welche schwer beschädigt wurde, versucht daraufhin einen Rammangriff gegen die Brücke der Akagi, verfehlt aber das Ziel knapp und schlägt seitlich im Wasser auf.
Verlust-Bilanz: 5 von 6 Avengers und 2 von 4 B-26 gehen verloren. Die Japaner verlieren 2 A6M2 Zero.
07:53 bis 08:12: Zweiter Angriff der Midway-Luftstreitkräfte
16 Dauntless-Sturzkampfbomber greifen die Hiryu an. Die Besatzungen sind relativ unerfahren und erzielen keine Treffer auf der Hiryu. 9 A6M2 des Jagdschutzes greifen die Dauntless an.
Verlust-Bilanz: 8 von 16 Dauntless. Die Japaner verlieren 1 von 9 A6M2 Zero.
08:10 bis 08:20 Uhr: Dritter Angriff der Midway-Luftstreitkräfte
15 schwere viermotorige Horizontalbomber vom Typ B-17 greifen die Soryu, die Hiryu und die Akagi an. Sie erzielen keine Treffer, erleiden aber auch keine Verluste, da sie zu hoch für die japanische Luftabwehr fliegen.
Verlust-Bilanz: Keine Verluste
08:27 bis 08:39 Uhr: Vierter Angriff der Midway-Luftstreitkräfte
11 Sturzkampfbomber vom Typ Vindicator greifen das Schlachtschiff Haruna an. Sie erzielen keinen Treffer.
Verlust-Bilanz: 2 von 11 Vindicator werden abgeschossen. Die Japaner verlieren 0 von 11 A6M2 Zero des Jagschutzes.
ZWISCHENBILANZ:
Die USA hat 17 von 52 Flugzeugen verloren, die Japaner verlieren 3 A6M2.
Obwohl die US-Angriffe erfolglos verliefen, hatten sie die japanischen Träger über 90 Minuten lang zu Ausweichmanövern gezwungen. Die japanischen Flugdecks mussten beständig für die Zero-Jagdmaschinen freigehalten werden, damit diese nachmunitionieren konnten. In den Hangaranlagen der Schiffe rüsteten derweil die Techniker und Mechaniker die Bomber für Angriffe auf Boden-, statt Seeziele um. Um die nächste Angriffswelle gegen Midway starten zu können, benötigte Nagumo ein Zeitfenster von 45 Minuten. Auch musste er berücksichtigen, dass sich dieses Zeitfenster nicht mit der Landezeit der zurückkehrenden ersten Welle überschneidet.
Um 07:45 Uhr meldet ein japanischer Aufklärer einen US-Flottenverband nordöstlich der japanischen Träger. Diese Position war unerwartet - man wähnte mögliche US-Träger im Westen oder Südwesten.
Unklar war zudem, ob es sich um einen US-Trägerverband handelte. Zudem verhinderten die beständigen Angriffe der Midway-Bomber den Start der zweiten Welle.
Nagumo entschied sich schließlich, die von ihrem Angriff auf Midway zurückkehrende erste Welle sicher zu landen zu lassen. Allerdings gab er auch den Befehl, die Bomber der zweiten Welle wieder auf Seeziele umzurüsten. Dieser Befehl sorgte dafür, dass die 800kg-Bomben in den Hangaranlagen verblieben.
08:40 bis 09:10 Uhr: Die erste Welle kehrt aus Midway zurück und landet sicher auf den Trägern.
09:10 bis 10:30 Uhr: Erster Angriff der US-Träger
15 trägergestützte Devastator-Torpedobomber griffen die Soryu an, Nur 3 Torpedobomber kamen nahe genug an den japanischen Träger, um ihre Torpedos auszuklinken. Allerdings verfehlten sie ihr Ziel. Die japanischen A6M2 schossen alle 15 Devastators ohne eigene Verluste ab.
Verlust-Bilanz: 15 von 15 Devastators werden abgeschossen. Die Japaner haben keine Verluste.
09:40 bis 09:58 Uhr: Zweiter Angriff der US-Träger
14 Devastators greifen die Kaga an. 5 Torpedos können abgefeuert werden, erzielen aber keinen Treffer.
Verlust-Bilanz: 9 von 14 Devastators werden abgeschossen, die Japaner verlieren eine A6M2.
10:10 Uhr: Dritter Angriff der US-Träger
12 Devastators, eskortiert von 6 F4F Wildcats greifen die Hiryu an.
Die japanischen Abfangjäger werden von den Wildcats in Luftkämpfe verwickelt, so dass die Torpedobomber durchzubrechen drohen. Ein Großteil der hoch über den 4 Trägern fliegenden A6M2 Zeros attackieren daraufhin diese US-Maschinen.
Dieses Eingreifen verhindert einen effektiven US-Torpedoangriff. Nur 5 Torpedos können abgeworfen werden, verfehlen aber alle das Ziel.
Auf japanischer Seite führt der Einsatz der Zeros dazu, dass die 4 Träger nun über keinen hochfliegenden Jagdschutz mehr verfügen.
Verlustbilanz: 10 von 12 Devastators, 1 von 6 Wildcats und 7 von 20 A6M2 Zeros werden abgeschossen.
ZWISCHENBILANZ DER US-ANGRIFFE AUF DIE KIDO BUTAI: Die USA verlieren 53 von 99 Flugzeugen, die Japaner haben 11 Jäger verloren und keines der Schiffe wurde beschädigt.
Doch nun verließ das Glück die Japaner. Es folgte der Angriff von 50 trägergestützten US-Sturzkampfbombern.
10:22 bis 10:26 Uhr: Dritter Angriff der US-Träger
31 Dauntless-Sturzkampfbomber attackieren die Kaga. Ihre Besatzungen bestehen aus erfahrenen Piloten und sie erzielen 4 Treffer auf der Kaga. Die Brücke wird zerstört und der Kapitän getötet. Folgeexplosionen der voll aufgetankten Flugzeuge und der Bomben im Hangar verwüsten den Träger in kurzer Zeit.
16 Dauntless greifen die Soryu und die Akagi an. Die Soryu wird mehrmals getroffen und durch Folgeexplosionen verwüstet. Die Akagi erleidet nur einen Treffer, aber selbst dieser reicht aus, Folgeexplosionen durch die offen liegenden Bomben im Hangar auszulösen, so dass auch dieses Schiff verloren ist.
In weniger als 5 Minuten hat die Kido Butai 3 ihrer 4 Träger verloren.
Es verbleibt die Hiryu mit noch 10 A6M2, 18 D3A1, 10 B5N2 und 27 A6M-Jägern, die Defensivaufgaben ausführen.
Inzwischen ist den Japanern klar, dass die US-Flotte mit 3 Trägern operiert. Nagumo entscheidet sich trotz des Ausfalls von 3/4 seiner Träger zum Angriff, in der Hoffnung, einen US-Träger zu versenken und das Verhältnis auf 1:2 verbleibende Träger zu verbessern. Er setzt darauf, dass die japanischen Besatzungen zum größten Teil aus Elitepiloten bestehen.
Um 10:54 Uhr starten 18 D3A1 Val-Sturzkampfbomber mit einer Eskorte von 6 A6M2-Zeros.
Auf dem Weg zu den US-Trägern treffen die Japaner auf zurückfliegende Dauntless. Während die Sturzkampfbomber weiter zum US-Flottenverband fliegen, können die 6 Zeros dieser Beute nicht widerstehen und greifen die Dauntless an. Ohne ihre Bombenlast sind die US-Sturzkampfbomber wendig genug, um Verluste zu vermeiden. Die Japaner müssen ihre Angriffe schließlich abbrechen. Zwei Zeros sind so beschädigt, dass sie zur Hiryu zurückfliegen, während die restlichen 4 versuchen mit ihren Sturzkkampfbombern aufzuschließen.
Die US-Marine setzt eine weitere Waffe ein, über welche die Japaner nicht verfügen: Radar.
12:00 bis 12:15 Uhr: Erster japanischer Trägerangriff auf die USS Yorktown
Vorgewarnt durch das Radar starten Wildcat-Jäger, um die D3A1 abzufangen. Die A6M2 haben ihre Schützlinge noch nicht eingeholt. 7 D3A1 und 1 Wildcat gehen verloren. Die US-Luftabwehr schießt weitere D3A1 ab, aber sieben Sturzkampfbomber können ihren Angriff ausführen und erzielen 3 schwere Treffer auf der Yorktwon. Starke Brände brechen aus und hüllen die Yorktown in schwarzen Rauch. Das Schiff selber kommt zum Stehen.
Verlustbilanz: 13 von 18 D3A1 und 3 von 4 Zeros gehen verloren. Die USA verlieren 1 Wildcat.
Trotz der hohen Verluste sieht Nagumo immer noch die Chance zu gewinnen. Ein US-Träger wurde ausgeschaltet. Er kratzt buchstäblich den letzten Angriffsverband der Hiryu zusammen: 10 B5N2-Torpedobomber, eskortiert von 6 A6M2 Zeros, sollen einen der beiden unbeschädigten US-Träger angreifen und ausschalten.
14:30 bis 14:45 Uhr: Zweiter japanischer Trägerangriff auf die USS Yorktown
Die Japaner entdecken einen US-Träger. Da ihnen gemeldet wurde, dass die USS Yorktown in Flammen steht und keine Fahrt macht, gehen sie davon aus, dass es sich um einen der zwei unbeschädigten US-Träger handelt.
Was sie nicht wissen ist, dass es den Amerikanern gelungen ist, die Brände zu löschen und wieder Fahrt mit der Yorktown aufzunehmen.
6 Wildcat-Abfangjäger stellen sich den Japanern entgegen. Die Japaner erzielen 2 Torpedotreffer, welche die Yorktown weiter beschädigen.
Verlustbilanz: 5 von 10 B5N2 gehen verloren, ebenso 2 von 6 A6M2-Zeros und 4 von 6 Wildcats.
Die Situation auf der Hiryu sieht wie folgt aus: Die Piloten sind nach 10 Stunden Kampf erschöpft.
Die Hiryu verfügt noch über 4 D3A1, 5 B5N2 und 31 Zeros.
17:00 Uhr US-Trägerangriff auf die Hiryu
24 Dauntless-Sturzkampfbomber greifen die Hiryu an. Die 13 in der Luft befindlichen A6M2-HJäger können den Angriff nicht verhindern. Die Hiryu wird von 4 Bomben getroffen und ihr Flugdeck zerstört. Anders als ihre Schwesterschiffe befinden sich keine aufgetankten Flugzeuge und Bomben in den Hangars, aber das Schiff ist dennoch verloren.
Verlustbilanz; 3 von 24 Dauntless gehen verloren.
Die in der Luft befindlichen japanischen Flugzeuge sind gezwungen neben ihren Schiffen notzuwassern, so dass diese Flugzeuge verloren gehen. Allerdings können zahlreiche Besatzungen gerettet werden.
ENDBILANZ:
Die Japaner verlieren 4 Träger, die USA nur die USS Yorktown.
Interessant sind die folgenden Zahlen:
Die Schlacht um Midway war in der Tat eine Entscheidungsschlacht, allerdings zugunsten der USA.