Highlander
OOC: Dieser RP-Text verarbeitet die Ereignisse des TT-Chapterfights vom 27.07.2018 zwischen dem Warrior House Lu Sann und den 12th Galedon Regulars.
Huan
Militärdistrikt Galedon
Juli 3025
Das Leittier, welches mit seiner Herde auf einer Lichtung graste, hob ruckartig den Kopf und schnüffelte. Auch die anderen Tiere wurden unruhig. Zunächst war nur in leichtes Vibrieren des grasbedeckten Bodens zu spüren. Als sich dann schnelle stampfende Geräusche näherten, aktivierte sich der natürliche Fluchttrieb und die Grasfresser eilten los.
Shiro Hashimoto nahm die fliehenden Tiere nur am Rande zur Kenntnis. Sein Mech rannte mit Höchstgeschwindigkeit durch die Lichtung und hinterließ eine Reihe rechteckiger Fußabdrücke auf dem Grasboden. Der 35 Tonnen schwere Jenner-7D war eine Hochgeschwindigkeitsmaschine. Das Hellgrau-Hellbraun-Tarnschema und die Hoheitsabzeichen wiesen ihn als Mitglied des Kurita-Linienregiments 12th Galedon Regulars aus.
Er war vorgeschickt worden, um Meldungen einer feindlichen Landung zu prüfen. Ihm folgte eine Kampflanze, von denen keiner seine Geschwindigkeit erreichen konnte.
Shiro war angespannt. Trotz der Kühlweste und der einwandfrei arbeitenden Wärmetauscher lief ihm der Schweiß herunter. Bevor er seinen Neurohelm aufsetzte, hatte er ein Hachimaki, ein japanisches Stirnband angelegt. Dieses verhinderte wenigstens, dass ihm der salzige Schweiß in die Augen rann.
Die hohe Geschwindigkeit forderte seine Konzentration. Zwar verfügte der Jenner über einen leistungsfähigen Reaktor und zahlreiche Waffensysteme. Aber er bezahlte diese Tonnage mit Abstrichen an der Panzerung. Genaugenommen musste jeder Jenner-Pilot darauf achten, nicht getroffen zu werden, da selbst ein Sturz schwere Schäden zur Folge haben konnte. Und dieser Waldboden war tückisch. Bodensenken waren unter wild wuchernden Pflanzen verborgen. Nicht auszudenken, wenn er bei Höchstgeschwindigkeit einen Fuß in einem Erdloch verhaken würde...
Dann endlich erschienen zwei bernsteinfarbene Leuchtpunkte auf seinem Radarschirm. Feindkontakt!
Er verlangsamte den Mech und begann die Kontakte abzutasten. Unsichtbare Radarfinger tasteten die Objekte ab, welche sich auf vier verdoppelt hatten. Der Gefechtscomputer berechnete Wahrscheinlichkeiten und identifizierte zwei der Ziele als Ostsol und Urbanmech. Die anderen beiden wurden als schwer und/oder überschwer angezeigt.
Einen verschlüsselten Kanal aktivierend, setzte er sich mit dem Kommandanten der Kampflanze in Verbindung.
„Ryu-Zwo an Ryu-Führer. Habe vier, wiederhole vier Feindkontakte. Mechs.“ Er überspielte die bisher erhaltenen Daten.
Die Meldung wurde mit knappen japanischen Worten von Tai-I Yorinaga Yamashita quittiert. „Ryu-Zwei. Feindkontakt meiden, bis wir aufgeschlossen haben. Weitere Daten sammeln!“.
Der Tai-I, dessen Warhammer-6R doppelt so schwer wie Shiros Mech war, stapfte weiter durch das Gebiet. Der Warhammer war für seine Effizienz berüchtigt. Die Arme verfügten über keine Hände sondern waren die Aufhängungen zweier mächtiger PPC-Geschütze. Im Rumpf waren ganze Waffenbündel von Lasern und Maschinengewehren untergebracht. Auf der rechten Schulter befand sich ein SRM6-Kurzstreckenraketensystem, während auf der linken ein kantiger Hochleistungs-Suchscheinwerfer montiert war.
Der Warhammer war in der ganzen Inneren Sphäre, aber natürlich nur in Händen eines Samurais eine würdige Waffe.
Sein Namensvetter, Yorinaga Kurita hatte mit seinem Warhammer den Herrscher der Vereinten Sonnen, Prinz Ian Davion in dessen 100-Tonnen-Atlas, im Zweikampf besiegt und getötet.
Yamashita prüfte die Positionen seiner Streitmacht. Der Jenner war weit vorgeschoben. Der andere Scoutmech, ein nur 20 Tonnen leichter Wasp-1A klärte die rechte Flanke auf. Daneben standen ihm ein Dragon-1N und ein Stalker-3F zur Verfügung. Der Stalker, ein Assault-Mech war so langsam, dass er das Schlusslicht bildete. Anders sag es beim Dragon aus. Obwohl dieser massiger als der Warhammer wirkte, war er 10 Tonnen leichter und verfügte über einen Reaktor, der es ihm erlaubte, sich deutlich schneller im Feld zu bewegen.
Derweil bewegte sich der Jenner am Rand der Sensorreichweite. Das Bewegungsmuster der Angreifer zeigte Shiro, dass man auch ihn erfasst hatte. Die vier Radarpunkte näherten sich ihm, wenn auch langsam. Inzwischen war auch der dritte Mech identifiziert: Ein Gladiator. Als aber die Identifizierung des vierten Mechs abgeschlossen war, stockte Shiro der Atem.
Yorinaga betrachtete die Zielliste, welche durch das Update des Jenners aktualiert worden war. Ein Highlander! Dies war ein seltener Sternenbundmech. Die Black Watch, die Leibgarde des Sternenlords, war damals mit diesen Mechs ausgestattet gewesen. Sie hatten letztendlich versagt: Stefan Amaris hatte den Sternenlord und die gesamte Blutlinie der Camerons ausgelöscht. Nicht, dass Yorinaga dies bedauerte. Er betrachtete den Sternenbund als ein Hindernis, welches durch seinen Untergang den Weg freigemacht hatte für die einzig würdige Nation, welche die Menschheit einen konnte: Das Reich des Drachen.
Der Gedanke, einen Sternenbundmech erbeuten zu können, sorgte für einen schnelleren Puls bei dem sonst so stoischen Krieger.
Inzwischen hatten seine Mechs zum Jenner aufgeschlossen. Mit Ausnahme des Stalkers, der trotz Höchstgeschwindigkeit mehrere Minuten brauchen würde. Yorinaga war aber nicht bereit zu warten. Er sah, wie der Feind versuchte, eine Gebirgsformation zu besetzen. Und er sah nun auch etwas Anderes: Feindinfanterie. Mindestens drei Züge.
„Ryu-Führer an alle. Angriff! Auf die am leichtesten zu treffenden Ziele konzentrieren.“ Obwohl am Rand seiner Reichweite, feuerte er eine PPC ab. Zu seiner Überraschung traf er die Brust des Highlanders. Dessen massive Panzerung verkraftete den Treffer allerdings ohne Probleme.
In den nächsten Minuten drängten die Angreifer von Süden und die Kuritisten von Norden auf die Gebirgsformation vor. Der Stalker war noch immer nicht im Gefecht, als der feindliche Ostsol und der Warhammer schwere Treffer einstecken mussten. Dann sprang Shiro mit seinem Jenner direkt neben dem Highlander. Eine gute Position, um auf den Ostsol zu schießen, aber ein großes Risiko, das direkt neben einem feindlichen 100-Tonner zu tun.
„Ryu-Zwei! Ausweichen!“ bellte Yorinaga in den Funk. Aber es war zu spät, Zwar gelang es dem Jenner mit seinen vier mittleren Lasern und der SRM4 dem feindlichen Ostsol den Todesstoß zu versetzen. Aber der Tritt des Highlanders traf. Die schiere Wucht zerfetzte ein Bein des Jenners, der hilflos wankte und dann schwer auf dem Boden aufschlug. Mit seinen Stummel-Armen und seinem vorgeschobenen Cockpit wirkte der 35-Tonner wie ein verkrüppeltes Insekt. Shiro spuckte Blut, das durch die Wunde in die Mundhöhle floss, als er sich beim Aufschlag auf die Unterlippe gebissen hatte.
Ihm war schlecht und schwindelig, da sich über den Neurohelm das chaotische Feedback der Sensoren auf sein Nervensystem auswirkte.
Dass der Ostsol ausgeschaltet war, blieb nur ein kleiner Trost. Insbesondere angesichts des Einhundert-Tonnen-Giganten der direkt neben ihm stand.
Derweil brachen der Warhammer und der Dragon an der rechten Flanke durch und begannen sich für einen Umfassungsangriff zu positionieren.
Das Timing war auf Seiten der Kuritisten. Der Stalker hatte endlich das Schlachtfeld erreicht. Gleich seine erste Aktion war ein Erfolg: Von erhöhter Position aus trat er auf den Urbanmech und erzielte einen Volltreffer. Der Metallfuß des 85-Tonners zerschmetterte das Cockpit des Gegners und schaltete ihn somit aus.
Die Gebirgsformation war für den Angreifer somit nicht mehr zu halten. Der Highlander reagierte mit einer Absetzbewegung, während der Gladiator ihn von weiter hinten Deckung gab.
Derweil stürmte die Infanterie vor und ein Zug krabbelte ameisengleich am liegenden Jenner herum. Unfähig, etwas gegen die Angreifer unternehmen zu können, sah Shiro, wie die Infanteristen Sprengladungen an seinem Mech befestigten und sich absetzten. Als die Infanteristen wieder von seinem Mech absprangen winkte einer der Infanteristen, der durch die Cockpitscheibe schaute, spöttisch zu.
Zunächst war es gespenstig still. Dann erfolgte die Zündung. Seine Augen weiteten sich, als er auf einem Monitor sah, dass die Kurzstreckenraketenmunition getroffen wurde. Dann sah er nur noch ein Licht…
Yorinaga sah wütend, wie der Jenner explodierte. Er wollte gerade erneut auf den sich in einem Waldgebiet zurückziehenden Highlander feuern, als er feindliche Infanteristen in seiner unmittelbaren Nähe entdeckte. Was glaubten diese Schlammhüfer, wer sie waren? Das hier war kein verkrüppelter und hilfloser Jenner, Seinen Zorn kaum beherrschend mähte er den kompletten Zug mit den Maschinengewehren und Kurzstreckenraketen nieder.
Der Feind hatte inzwischen beschlossen, dass es Zeit war, sich zurückzuziehen. Er begann mit entsprechenden Absetzmanövern.
Die Kuritisten setzten ihre Attacken fort, doch nun war es am Feind, einen glücklichen Treffer zu landen: Ein AC20-Geschoss des Highlanders landete aus fast unmöglichen Winkel einen Treffer gegen die Wasp. Der leichte Mech wurde von dem Einschlag buchstäblich zerrissen.
Yorinaga presste die Lippen aufeinander. Zwei Gefallene und zwei Totalverluste.
Die Krieger waren als Samurai in der Schlacht gefallen und sie hatten einen Sieg errungen und Beute gemacht.
Dennoch betrauerte er insgeheim den Verlust seiner Samurai.
Stunden später trafen kuritistische Bergungsteams ein und sicherten den enthaupteten Urbanmech.
Einen Tag später grasten die Tiere wieder auf der Lichtung...