Überfall auf das Kaiserreich Iran (1941)
Die Situation im Iran vor 1921
Es mag sicherlich überraschend sein, in einem WW2-Tabletop-Spiel Flugzeuge der iranischen Luftwaffe vorzufinden.
Die Wenigsten wissen, dass das neutrale Kaiserreich Iran 1941 ohne eine vorherige Kriegserklärung von den Alliierten besetzt wurden.
Persien, wie der Iran vor 1935 hieß, wurde seit dem Ende des 18ten Jahrhunderts bis 1925 von der Kadjaren-Dynastie beherrscht. Dieses Herrscherhaus verlor insbesondere Ende des 19ten Jahrhunderts immer mehr an Macht und war schließlich stark vom zaristischen Russland und den Briten beeinflusst.
1925 stürzte Reza Khan, der Oberkommandant der Streitkräfte den letzten Schah der Kadjarendynastie.
Indem er sich zum neuen Schah Persiens krönte, begründete er die Pahlavi-Dynastie.
Es folgte eine rasante und oft brutal durchgesetzte Modernisierung Persiens.
Ausländische, insbesondere deutsche, Unternehmen bauten Fabriken, Straßen, Brücken, Schienennetze (darunter die Transiranische Eisenbahn).
Bis Ende 1928 war das gesamte Wirtschafts-, Straf- und Zivilrecht nach westlichem Vorbild umgestaltet.
1932 widerrief Schah Reza die bisher erteilten Öl-Konzessionen, was insbesondere bei den Briten zu Unmut führte.
1935 wurde, unter dem Drängen des Deutschen Reiches, die Bezeichnung „Persien“ offiziell in die einheimische Bezeichnung „Iran“ geändert.
Der ständig anwachsende Einfluss des Deutschen Reiches auf das Kaiserreich Iran wurde von den Briten mit großem Misstrauen beobachtet. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 beauftragte daher das britische Kabinett die Ausarbeitung eines Regimewechsels im Iran. Es sollte wieder ein pro-britischer Angehöriger der alten Kadjarendynastie auf den Thron gesetzt werden.
Die Entscheidung zum Angriff erfolgte nach Beginn des deutschen Überfalls auf die UdSSR (Operation Barbarossa).
Die UdSSR hatte mehrere vernichtende Niederlagen gegen das Deutsche Reich erlitten und benötigte dringend militärischen Nachschub.
Die USA waren bereit, den Sowjets im Rahmen des Land-Lease-Abkommens diese Waren zu liefern. Allerdings erwiesen sich die Routen der Schiffskonvois als sehr verwundbar.
Eine Alternative war der sogenannte Persische Korridor: Über diesen Landweg könnte man die Waren sicher durch den Iran in die UdSSR schaffen.
Allerdings verweigerte Schah Reza Khan den Beitritt seines Landes an der Seite der Alliierten und verwies auf die Neutralität des Kaiserreichs.
Briten und Sowjets drängten daher auf die Besetzung des Irans und den Sturz der Pahlavi-Dynastie.
Ohne vorherige Kriegserklärung sah sich der Iran am 25. August 1941 einem Zweifrontenkrieg ausgesetzt:
Vom Norden stießen 120.000 sowjetische Soldaten mit 1.000 Kampfpanzern und 400 Kampfflugzeugen vor – vom Süden und Westen rückten 35.000 britische Soldaten in den Iran ein.
Zwar waren iranische Truppen entlang der Grenze zum britischen Protektorat Irak verstärkt worden.
Allerdings kam der Angriff der Sowjets, insbesondere in diesem Ausmaß, für das kaiserlich-iranische Oberkommando vollkommen überraschend: Die Sowjets setzten nicht nur drei Armeen mit insgesamt 120.000 Mann ein, sondern führten zudem eintausend Panzer in die Schlacht. Selbst die britischen Verbündeten waren von dieser Anzahl der Panzer überrascht, da die UdSSR im verzweifelten Abwehrkampf gegen das Deutsche Reich standen.
Das Kaiserreich Iran verfügte zwar über 200 Panzer, davon waren aber lediglich 50 vom Typ 38(t) den sowjetischen Panzern gewachsen. Und diese standen als Bestandteil der kaiserlichen Garde fernab der Front in der Hauptstadt Teheran.
Der Schah weigerte sich, den Vorschlag seiner Generäle anzunehmen und im Rahmen eines kontrollierten Rückzugs die Infrastruktur (Eisenbahnnetze, Brücken usw.) zu vernichten. Er hatte seit 1925 mühsam diese Infrastruktur im Iran errichten lassen und war nicht bereit, diese nun zu zerstören. Dieser Befehl erleichterte erheblich Vormarsch der Alliierten.
In wenigen Tagen fielen zahlreiche iranische Städte.
Der Plan der Briten, den Kadjarenprinzen zu installieren, scheiterte allerdings an den USA. Man bot Reza Khan an, die Pahlavi-Dynastie zu erhalten, indem er zugunsten seines Sohnes zurücktreten sollte. Zudem wurde die territoriale Integrität des Irans durch die USA garantiert. Spätestens 6 Monate nach Kriegsende des Zweiten Weltkriegs sollten alle ausländischen Truppen den Iran verlassen.
Am 16. September 1941 dankte Schah Reza Khan zugunsten seines Sohnes Schah Mohammad Reza (der fast 40 Jahre später durch Ayatollah Khomeini gestürzt werden sollte) ab.
Bis 1946 besetzten die UdSSR nördliche Teile des Irans, während die Briten die ölreichen Provinzen um Abadan okkupierten.
Durch den Persischen Korridor wurden von den 17,5 Millionen Tonnen an Kriegsgütern 7,9 Millionen Tonnen (=45%) in die UdSSR transportiert.
Das folgende Beispiel verdeutlicht die Bedeutung des Persischen Korridors:
Bei der sowjetischen Offensive gegen Stalingrad konnten die Sowjets sage und schreibe 143.000 US-amerikanischen Fahrzeuge einsetzen, welche über den Iran zur UdSSR transportiert wurden.